Am 14. Mai (16 bis 20 Uhr) führen wir unsere erste öffentliche Aktion durch, bei der wir vier Texte feministischer Theoretikerinnen (Chandra Mohanty, Judith Butler, Hannah Arendt, Julia Kristeva) verstricken. Dabei werden wir verschiedene Materialien und verschiedene Textiltechniken verwenden, die entstandenen Objekte werden an den folgenden Tagen in der Auslage der Räumlichkeit ausgestellt. Interessierte Zuseher_innen können uns in der Neulerchenfelder Straße 59 in Wien besuchen.
Als prekäre Wissensarbeiterinnen und Künstlerinnen in entgrenzten Arbeitszusammenhängen sehen
wir uns täglich mit dem Zwang zur Vermarktung, Optimierung und produktiver
Nutzung persönlicher Ressourcen konfrontiert. In einem kognitiven Kapitalismus,
der bestimmt ist durch immaterielle Arbeit in Form von kreativen,
intellektuellen, kommunikativen, relationalen und affektiven Tätigkeiten, wird
Wissen insofern zentral, als er darauf abzielt, aus allen Arten des Wissens,
sei es künstlerisch, philosophisch, kulturell, sprachlich oder
wissenschaftlich, eine Ware zu machen. Wie die Philosophin Gayatri Spivak
schreibt, hat auch innerhalb der akademischen Lehre kritisches Denken seinen
Platz nur um den Preis, auf Anwendbarkeit geprüft zu werden oder zur
Effizienzsteigerung beizutragen.
Epistemische Gewalt macht dabei
das Wissen zu einem Instrument der Beherrschung ebenso wie zu einem der
Rechtfertigung und Legitimierung derselben. In diesem Verwertungsprozess finden
wir uns als Rezipientinnen wieder, die Texte konsumieren und reproduzieren,
wobei stets SINNhaftes (wieder)hergestellt werden muss.
In einer Logik der effizienten
Sinnproduktionen entziehen wir uns diesem Zugriff, indem wir planlos und
assoziativ mit Texten arbeiten und dabei die Hierarchie zwischen literarischer
Produktion und darstellender Kunst, zwischen Darstellenden und Zusehenden
aufheben. Der Text wird zum Ereignis und Spektakel, wir setzen uns und eigene
Bedeutungen und Geschichten in Szene, wobei es sich nicht um die Suche nach
Wahrheit und Identität, nicht um eine essenzialistische Form der Selbstfindung,
sondern um ein Gewebe aus Fiktion und
Dokumentation handelt: ein Gewebe, das auch entsteht aus dem Spiel mit
Identitäten, mit verschiedenen Formulierungen und Aneignungen des Ich.
Als Textilkünstlerinnen nutzen
wir traditionell weiblich konnotierte Techniken, die zumeist im häuslichen
Kontext, im Verborgenen, dazu dienen, Nützliches herzustellen. Mustervorlagen
bestimmen dabei Arbeitsform und –material, die dem Endprodukt angepasst und
dabei untergeordnet werden. Mit unserem (öffentlichen) Tun entziehen wir uns
für den Zeitraum der Performance auch dieser Logik und transportieren textile
Technik in einen neuen Kontext.